17 August 2007

Legenden

Ich war gerührt und entsetzt, als ich das zum ersten Mal sah.

Morddrohungen wegen Dialog mit Muslimen
von azrail | Düsseldorf | 866 mal gelesen
Muslime und mit ihnen dialogbereite Menschen erhalten Morddrohungen.
Gestern Nachmittag sah meine Mutter um 13.00 Uhr auf dem Heimweg von der Arbeit am Fuß einer Grundstücksmauer in unmittelbarer Nähe von Abfallcontainern einen kleinen Abfallhaufen, auf dem neben alten, zerrissenen Kleidern und Essensresten auch ein Rosenkranz sowie zwei Kruzifixe, die ca. 20 und 40 cm groß waren, lagen. Alle Passanten, die vorbei gingen, erzählte sie, schauten zwar auf den Haufen, ließen aber die christliche Symbole im Schmutz liegen.

Kaum habe sie sich nach den Dingen gebückt, erzählte meine Mutter weiter, seien auch schon einige Passanten stehen geblieben, darunter eine ältere italienische Dame, die angab, sie habe die Kruzifixe auch aufheben wollen. Meine Mutter, die sie fragte, weshalb sie es dann nicht getan hatte, gab sie ihr mitsamt dem Rosenkranz. Beide gingen danach miteinander plaudernd bis zum nächsten Supermarkt weiter, wo jede der beiden ihre Einkäufe erledigte und sich ihre Wege trennten.

Eine richtig schöne Geschichte, geradezu spontan geschrieben. Auch wunderbar, dass es in diesem Viertel noch italienische Damen gibt. Aber jetzt kommt der Unhold.

Auf dem Rückweg zu unserem Wohnhaus wurde meine Mutter ihrer weiteren Erzählung nach plötzlich von einem ca. vierzigjährigen Deutschen beschimpft. Der Mann, der sich bereits in vergangenem Jahr mit ausländerfeindlichen wie antisemitischen Äußerungen und Aktionen hervortat und ihr nicht so ganz unbekannt ist, herrschte sie an, sie solle als Moslemin mit ihren 'schmutzigen Fingern' keine christlichen Gegenstände mehr berühren. Er steckte ihr plötzlich die ersten Seiten der gestrigen Samstagsausgabe "Die Welt" (11.08.2007) in ihre große, offenstehende Umhängetasche, riet ihr, einen Artikel über 'Islam' zu lesen und fügte hinzu, Moslem würden sowieso in Bälde allesamt vergast werden.

Wir lasen den Leitartikel auf der Titelseite "Auch Islam-Gegner werden radikal" sowie den ausführlicheren auf Seite 4 mit der Überschrift "Wir glauben nicht an den moderaten Islam". Um mehr Wissen über die Hintergründe zu bekommen, forschten wir auf den verschiedensten Seiten im Internet nach.

So ein Dreckskerl. Hat der die Frau gesehen, wie sie die heiligen Sachen in die Hand nahm, und dann wartet er auf sie mit der Zeitung vom Vortag, die er ihr dann in die Tasche steckt.
Eigenartig ist bloss, dass in der Zeitung dann Artikel stehen, die genau ihn kritisieren. Kann man so doof sein. Eigenartig auch, dass es Artikel sind, die sehr leicht auf dem Internet zu finden sind.

Was mich ursprünglich stutzig machte war nicht der Artikel selber, sondern eine Bemerkung, die die Autorin in einem Kommentar selber abgab:
@Baucis

Sie werden staunen - dass die Bibel eine "Verfälschung" der "ursprünglichen Wirklichkeit" wäre, hörte ich zum ersten Mal im Alter von 4 Jahren von einer damals ca. 32-jährigen deutschen Nachbarin. Sie war eine Anthroposophin und Mitglied bei den "Grünen". Abends sprach sie viel über Religion, erzählte dann immer wieder, dass die Bibel eine Fälschung und die richtige versteckt sei und riet zudem noch, dass wir uns vor Katholiken hüten sollten, die Teufelsanbeter wären - der Papst hätte auf seiner Tiara die Zahlen 666; etc., etc. Sie war allerdings nicht die einzige; im Laufe der Zeit hörte ich solche Behauptungen auch immer wieder von anderen Menschen, die sich Christen nannten - vorwiegend von den Protestanten in unserer gegend (die überwogen) oder von jenen, die aus der katholischen Kirche austraten. Meine Mutter sagte stets, wir sollten nicht auf solch einen Schwachsinn hören.

Nun, eine Anthroposophin die sowas rauslässt, muss man mir noch zeigen. Anthroposophie verstand sich als Wissenschaft, also braucht die Bibel auch nicht abgelehnt zu werden, man pickte sich einfach heraus, was gefiel. Und so Unsinn wie die 666 auf der Tiara ist in unserem Kulturkreis wenig üblich, und noch weniger üblich ist es, dass sich eine 4-Jährige an all das mit Zahlen und Bezeichnungen so genau erinnert, und so genau weiss, dass die Erzählerin damals 32 war. Die Passage tönt eher nach einer Geschichte, die schon lange kursiert. Wie auch die Urban Legends, die diese Autorin im Artikel als die ihre verkauft. Weiter ist auch der Stilbruch eigenartig, wie erst erzählt wird und dann eine Sammlung von aktuellen Streitereien kommt, von Professoren bis zu Blogbetreibern, und dann zum Schluss noch zwei der stereotypen Urban Legends.

Macht nix. Lügen ist erlaubt. Verleumdung auch. Im Islam. (1), (2)

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(1) Die Geschichte war auf dem Watchblog Islamophobie aufgeführt, und daran erinnere ich mich, weil ich dort darauf stiess und sie anfangs glaubte und mitfühlend kommentierte. Aber unterdessen wurde sie wohl auch dem Watchblog Islamophobie zu durchsichtig. Man soll sich nicht erwischen lassen.

(2) Erwischen lassen: klickmich

Februar 2008: Watchblog Islamophobie ist eingestellt


Erwischen lassen

Im Islam braucht der Gläubige kein Gewissen zu haben. Er kann tun, was ihm nützt, und er darf sich bloss nicht erwischen lassen, wenn er zu seinem Nutzen etwas tut, das nicht erlaubt ist. Unehrlichkeit ist erlaubt, und Unerlaubtes, oder Sünde, wie der Islam sagt, ist erst Sünde, wenn es auffliegt.

Denn der Islam ist ein mechanisches System. Der Gläubige braucht kein Gewissen zu haben, er muss sich einfach an die Regeln halten. Er muss 5x beten, im Prinzip, Er muss sich regelmässig die Schamhaare rasieren, im Prinzip, er darf keinen Alkohol trinken, im Prinzip, er darf keinen ausserehelichen Sex haben.

Die Strafen sind ebenso mechanisch: Sünde x führt zu Strafe y. Ehebruch führt zu Tod. Kein Augenmass, keine Berücksichtigung der Umstände, keine Vergebung. x gibt y.

Mit einer Einschränkung:

Wenn man überhaupt erwischt wird. Denn alles ist erlaubt, solange es nicht auffliegt.

Das ist beim Beten möglich, da kann man eine Ausrede finden, das ist beim Rasieren möglich, das ist beim Alkohol möglich, und falls man bei einer Sünde erwischt wird, dann kann man einfach schummeln, eine Ausrede erfinden und lügen. So ist es zum Beispiel ausdrücklich erlaubt, den Ehepartner zu belügen.

Überhaupt ist Lügen im Islam für legitime Zwecke, auch für legitime persönliche Zwecke erlaubt - und ein legitimer persönlicher Zweck ist die Mehrung des Wohlstandes oder einfach der persönliche Vorteil (1). Pech hat das Mädchen, das vergewaltigt wird und schwanger wird, falls es nicht die nötigen 4 Zeugen auf seiner Seite hat. Da gibt’s kein Abwägen, und da kann man nicht lügen, da wird gesteinigt, gehenkt oder sonstwie die Strafe vollzogen. Gesetz ist Gesetz.

Pech, wenn man das Mädchen ist, aber praktisch, wenn man der Mann ist, der das Mädchen mit seinen Freunden zusammen vergewaltigte: Denen kann man ja nichts nachweisen, und zum eigenen Nutzen dürfen sie lügen. So ist nun mal das islamische Gesetz, und wenn Allah das anders hätte wollen, dann hätte er ein anderes Gesetz gemacht.

Ein erstaunliches Prinzip: Halte dich an die Regeln, und wenn du dich nicht an die Regeln hältst, dann lass dich wenigstens nicht erwischen. Und lüge, wenn du erwischt wirst. Das ist erlaubt.

So braucht der Mensch kein Gewissen.

Anders hingegen in den anderen Kulturen. Da gilt das Prinzip, dass Lügen schlecht sind. Ehrlichkeit ist eine Tugend, Redlichkeit ist eine Tugend, und dafür, dass man ehrlich ist und redlich, dafür ist man selber verantwortlich. Da kann man sich auf keine Regeln berufen. In diesen anderen Kulturen gilt es als hohes Gut, dass man mit sich selber ins Reine kommt. Dass man ein gutes Gewissen hat. Und wenn man etwas getan hat, das den ethischen Grundsätzen widerspricht, dass man sich das dann eingesteht. Sich selber.

Darum funktioniert in diesen anderen Kulturen auch die Ahndung von Unrecht anders. Es werden die Umstände berücksichtigt. Es wird die Haltung berücksichtigt. Es wird die mögliche persönliche Entwicklung berücksichtigt. Und wo die Religion hineinspielt, da vergibt Gott, und Menschen können auch erlittenes Unrecht vergeben, ohne als schwach dazustehen.

Denn in den anderen Kulturen gilt das Gewissen, und es gilt die Verantwortung, die jeder für sich hat, für sich als Mensch. Als Mensch, der mit sich ins Reine zu kommen sucht.

Und in diesen anderen Kulturen kann man fast nicht glauben, dass jemand kein Gewissen hat. Dass er immer nur macht, was er will, dass er systematisch lügen kann, wo es praktisch ist, und dass er so überhaupt mit sich leben kann. Und ganz unverständlich ist in den anderen Kulturen auch, dass es eine Religion geben soll, welche die Lüge erlaubt. Denn die Lüge zerstört Vertrauen, und Vertrauen ist die Basis des Zusammenlebens in den anderen Kulturen. (2)

Und darum ist es sehr schwer zu glauben, dass der Islam die Lüge erlaubt.

Aber dem muss man sich stellen, aufrichtig und ehrlich. Und sich nicht beim Beschönigen erwischen lassen. (3), (4)

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(1) Lügen ist erlaubt, wenn das Ziel legitim ist. Das legitime Ziel kann auch persönlich sein.

Denn: "One should compare the bad consequences entailed by lying to those by telling the truth, and if the consequences of telling the truth are more damaging, one is entitled to lie." (p.746)
"Man sollte die negativen Folgen einer Lüge mit denen der Wahrheit vergleichen, und wenn das Erzählen der Wahrheit mehr schadet, darf man lügen“(p.746)
aus "Reliance of the Traveller: The Classic Manual of Islamic Sacred Law Umdat Al-Salik" Ahmad Ibn Lulu Ibn Al-Naqib. (Von der Al Azhar Universität beglaubigte Übersetzung, siehe Kommentare zum Buch auf Amazon)

Text siehe im Anhang hier

Vgl. auch hier

(2) Mit der Erlaubnis der Lüge ist die Basis des Vertrauens zerstört. Gesellschaften, in denen Lügen verpönt ist, sind wirtschaftlich erfolgreicher, wie die Geschichte zeigt - und auch die Forschung. - Dazu dieser Artikel über die Forschung, dieses Interview mit der Vertrauensforscherin Iris Bohnet und das sehr gut lesbare Buch von Robert Axelrod "Die Evolution der Kooperation" (hier unter Tit-for-Tat referiert)
Siehe auch:
- Kulturelle Grundlagen wirtschaftlichen Erfolges: klickmich
- Ein Rufer in der Wüste: klickmich oder mich
Francis Fukuyama - Trust: Human Nature and the Reconstitution of Social Order: The Social Virtues and the Creation of Prosperity klickmich


(3) Es stellt sich die Frage, ob eine Gesellschaft, in der Lüge erlaubt ist und Vertrauen minimiert, andere Mechanismen zur Aufrechterhaltung der Kooperation hat. In diesem Zusammenhang wäre zu beleuchten, ob das für selbstverständlich genommen Mass an Gewalt, damit zusammenhängt, also das Mass an Gewalt der Regierungsorgane, und das Mass an Gewalt in den Familien.

(4) Wo die Lügengrenze liegt, und warum, steht in diesem Artikel: klickmich

Lügen: klickmich


15 August 2007

Test

In den letzten Monaten sind Blogs von Islamverstehern und Muslimen entstanden, die sich gegen die bösen islamkritischen Blogs wie PI wehren. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass die Autoren fehlerfrei deutsch schreiben.

Die Blogs geben sich aufklärerisch: "Gegen die Fremdenfeindlichkeit" heisst zum Beispiel der Slogan bei Watchblog Islamophobie (1).

Und sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Diskussion zensurieren. Was nicht genehm ist, wird editiert oder gar nicht durch die Warteschleife (!) gelassen. Nicht bequeme Aussagen oder Links kommen nicht durch.

Das kann jeder leicht selber testen. Nützliche Fragen, die man dort in aller Höflichkeit stellen kann sind zum Beispiel

  • "Wie bringt ihr es mit euerer Position zusammen, dass Islamkritiker und Karikaturisten mit Body-Guards geschützt werden müssen, nicht aber ein Herr Alboga?"
  • "Seid ihr gegen die Einführung der Scharia, oder dafür, wie rund 30% der Muslime in Europa, und warum?"
  • "Welche Menschenrechte gelten für euch, diejengen der UNO oder diejenigen der Kairoer Erklärung, welche alles der Scharia unterstellen? (Art. 24)"
  • "Heisst der Jihad auch Krieg, und wie lässt sich der Jihad vom Islam trennen?"
  • "Warum ist die Goldene Regel im Islam auf die Muslime beschränkt und wie bringt ihr das zusammen mit eurer Arbeit gegen Islamophobie?"
  • "Was ist der Unterschied zwischen Islam und Islamismus?"
  • "Welche Aussagen der Islamisten widersprechen dem Islam?"
... und dazu gleich schöne Links mitliefern. Zuvorkommend und höflich.

Eine lehrreiche Erfahrung. Viel Vergnügen.

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(1) dort findet man auch weitere Seiten der gleichen Denkweise verlinkt

Menschenrechte: UNO, Kairoer Erklärung (OIC)
Jihad: klickmich
Muslimstudien: klickmich
Goldene Regel: klickmich
Islamophobie: Definition und Diskussion
Islam und Islamismus: Ibn Warraqs Meinung
Welche Aussagen der Islamisten widersprechen dem Islam? - Diskussion im Internet: klickmich (in 14 Tagen Diskussion konnte das keiner erklären)

 

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